Leonard Schmedding, KI-Experte und Co-Founder von Everlast AI, sprach mit LinkedIn-Mitgründer Konstantin Guericke – einem der einflussreichsten deutschen Unternehmer im Silicon Valley. Im Gespräch ging es um seine frühen Jahre als KI-Student in Stanford, die Gründung und virale Skalierung von LinkedIn, Parallelen zwischen dem Internet- und KI-Boom sowie seine radikale Vision einer Arbeitswelt, in der 90 Prozent der Menschen wieder eigenständig tätig sind.
Vom Kleinstadtjungen ins Silicon Valley
1986 zog Guericke als 19-Jähriger aus der niedersächsischen Kleinstadt Zeven in die USA, um an der Stanford University zu studieren. Dort kombinierte er Ingenieurwissenschaften mit dem damals noch exotischen Schwerpunkt Künstliche Intelligenz – ergänzt durch Sozialpsychologie und Organisationsverhalten. Eine ungewöhnliche Mischung, die später entscheidend für seinen Erfolg wurde.
Die Geburt von LinkedIn: Virales Marketing ohne Budget
2003 gründete Guericke gemeinsam mit Reid Hoffman LinkedIn. Während Hoffman zum Gesicht der Plattform wurde, entwickelte Guericke im Hintergrund die Mechanismen, die LinkedIn groß machten: Freemium-Modelle, Netzwerkeffekte und virales Wachstum – alles ohne großes Marketingbudget. So wuchs die Plattform auf über sechs Millionen Nutzer und führte zur Profitabilität, bevor Microsoft LinkedIn 2016 für 26 Milliarden US-Dollar übernahm.
Die KI-Revolution: Zurück zum Einzelunternehmer
Heute sieht Guericke eine Parallele zwischen dem Internet-Boom und der aktuellen KI-Revolution. Seine Prognose ist radikal: „90 Prozent der Menschen werden wieder Einzelunternehmer sein – so wie früher der Schuhmacher oder der Bauer. Nur diesmal mit KI als Werkzeug.“
Für ihn sind die sichersten Jobs nicht mehr in Konzernen zu finden, sondern in der Selbstständigkeit. KI ermögliche es, ohne Mitarbeiter, aber mit maximaler Schlagkraft, ganze Geschäftsmodelle zu betreiben.
Jobsicherheit ist eine Illusion
Guericke warnt: Klassische Angestelltenverhältnisse werden massiv zurückgehen. Berufseinsteiger hätten es besonders schwer, da Unternehmen weniger Bedarf an Juniors hätten, wenn KI große Teile der Arbeit übernimmt. Wer in Zukunft erfolgreich sein will, muss lernen, eigenständig zu handeln, Netzwerke aufzubauen und KI-Tools geschickt einzusetzen.
KI-Hype und die kommende Ernüchterung
Trotz aller Begeisterung für KI erwartet Guericke eine Phase der Ernüchterung, ähnlich wie in der Dotcom-Blase. Nicht jedes Startup werde überleben, viele Hoffnungen würden enttäuscht. Langfristig jedoch werde KI – wie das Internet – unsere Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend transformieren.
Erfolgsgeheimnisse für Gründer
Für deutsche Gründer hat Guericke klare Ratschläge: international denken, Netzwerke früh aufbauen und die Chancen nutzen, die KI für Marketing und Produktentwicklung bietet. Entscheidend sei, mutig zu handeln – nicht auf Sicherheit zu warten.
Fazit: Der Mensch im Netzwerk der Zukunft
Konstantin Guericke macht deutlich: Die Zukunft der Arbeit liegt nicht in festen Jobs, sondern in einem Netzwerk aus Einzelunternehmern, die KI nutzen, um unabhängig und skalierbar zu arbeiten.
Leonard Schmedding fasst das Gespräch so zusammen: „Wer glaubt, Jobsicherheit komme von großen Unternehmen, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Die Zukunft gehört den Menschen, die ihren eigenen Weg gehen – mit KI als Partner.“
Zum Interview mit Konstantin Guericke
Das gesamte Gespräch mit LinkedIn-Gründer Konstantin Guericke ist jetzt in voller Länge auf YouTube verfügbar. Darin erfährst du noch mehr über die Anfänge von LinkedIn, seine Sicht auf die Zukunft der Arbeit und seine radikalen Prognosen für die KI-Ära.