Deutschland in der Krise: Warum KI jetzt über Erfolg oder Niedergang entscheidet

Deutschland verliert monatlich 10.000 Industriearbeitsplätze. IT-Unternehmer Emanuel Böminghaus erklärt, warum KI-Adoption jetzt überlebensnotwendig ist – und was Unternehmer konkret tun müssen.
Deutschland befindet sich in der schwersten wirtschaftlichen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Was wie eine dramatische Übertreibung klingt, ist die nüchterne Einschätzung führender Industrievertreter und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rekordinsolvenzen, Massenentlassungen und ein flächendeckender Niedergang in Schlüsselbranchen wie Chemie, Automotive und Maschinenbau.
Im Gespräch mit Emanuel Böminghaus, IT-Unternehmer seit über 21 Jahren und Geschäftsführer eines Unternehmens mit über 200 Mitarbeitern, wird deutlich: Die Kombination aus struktureller Wirtschaftsschwäche und der bevorstehenden KI-Revolution stellt Deutschland vor eine historische Herausforderung. Böminghaus dokumentiert auf X (ehemals Twitter) täglich die wirtschaftlichen Verwerfungen und erreicht damit fast 100 Millionen Impressionen pro Jahr.
Die wirtschaftliche Realität: 10.000 Arbeitsplätze verloren – jeden Monat
Die Zahlen sind alarmierend: Seit Monaten verliert Deutschland durchschnittlich 10.000 Arbeitsplätze pro Monat allein in der Industrie. Das Besondere daran: Diese Arbeitsplätze kommen nicht zurück. Sie werden durch chinesische Wettbewerber ersetzt, die mittlerweile in nahezu allen Bereichen konkurrenzfähig geworden sind.
Die Wirtschaftswoche meldete zuletzt 43 bedeutende Pleiten allein im Automobilzulieferbereich – Böminghaus zählt bereits 47. Hinzu kommen dutzende Chemieanlagen, die am Anfang der Wertschöpfungskette stehen und für die Deutschland weltweit beneidet wurde. Diese verschwinden nun ebenfalls – und mit ihnen das Know-how und die Infrastruktur, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden.
Ein besonders gravierendes Detail: Keine einzige neue Chemieanlage wird derzeit in Deutschland geplant. Dabei dauert der Bau einer solchen Anlage von der Planung bis zur Inbetriebnahme fünf bis zehn Jahre. Selbst wenn die Politik heute umsteuern würde, wäre der Schaden für die kommende Dekade bereits angerichtet.
Warum Deutschland wirtschaftlich abstürzt
Die Ursachen sind vielschichtig, lassen sich aber auf einen Nenner bringen: übermäßige Markteingriffe. Was vor 20 bis 25 Jahren mit guten Absichten begann – Klimaschutz, Lieferkettengesetz, verschiedene Gerechtigkeitsmaßnahmen – hat sich zu einem Bürokratiemonster entwickelt, das deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb massiv benachteiligt.
Während Deutschland versuchte, Vorbild für die Welt zu sein, haben andere Länder schlicht nicht mitgezogen. Statt als leuchtendes Beispiel zu dienen, gilt Deutschland heute international eher als abschreckendes Beispiel.
Parallel dazu hat sich China zur wirtschaftlichen Supermacht entwickelt und ersetzt deutsche Produkte überall dort, wo diese nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Der Angriff, wie Böminghaus es nennt, läuft auf der kompletten Fläche – von der Chemieindustrie über den Maschinenbau bis zur Automobilbranche.
Die KI-Revolution: Deutschland ist komplett unvorbereitet
Während Deutschland noch mit der aktuellen Wirtschaftskrise kämpft, rollt bereits die nächste Welle heran: Künstliche Intelligenz wird ganze Branchen transformieren. Und Deutschland ist darauf, so Böminghaus, überhaupt nicht vorbereitet.
Die erste große KI-bedingte Stellenstreichung in Deutschland kam von der Allianz – 1.500 Arbeitsplätze wurden gestrichen, weil KI sich durchsetzt. Das ist laut Böminghaus erst der Anfang. In den USA läuft die Welle bereits: Goldman Sachs, HP und andere Konzerne streichen zehntausende Stellen.
Warum die KI-Welle Deutschland besonders hart treffen wird
In Amerika läuft der Arbeitsmarkt heiß – die Frage ist dort, woher die Arbeitskräfte für all die neue Wertschöpfung kommen sollen. KI wird dort als Lösung gesehen, als Effizienzgewinn für eine boomende Wirtschaft. In Deutschland dagegen trifft KI auf eine bereits geschwächte Wirtschaft.
• Das Arbeitsrecht steht KI-Implementierungen im Weg
• Der Staat kompensiert Industriearbeitsplatzverluste durch Neueinstellungen im öffentlichen Dienst
• Die fiskalische Lage mit prognostizierten 280 Milliarden Euro Minus erlaubt kaum Spielraum
• EU-Regulierungen bremsen KI-Adoption zusätzlich und schaffen Wettbewerbsnachteile
Das Energie-Problem: Kein KI-Standort ohne bezahlbaren Strom
Sam Altman, OpenAI-CEO, bringt es auf den Punkt: Die Kosten für KI werden sich den Energiekosten annähern. In Rechenzentren macht Strom die Hälfte der Kosten aus – in manchen Fällen sogar bis zu drei Viertel, wenn man Klimatisierung einrechnet.
Die deutschen Strompreise sind doppelt bis dreifach so hoch wie in Konkurrenzländern. Warum investiert dann die Schwarz-Gruppe (Lidl/Kaufland) trotzdem 11 Milliarden in deutsche Rechenzentren? Böminghaus' Analyse: Sie spekulieren auf regulatorische Zwänge. Etwa zehn Prozent aller KI-Anwendungen – Militär, kritische Infrastruktur, sensible Daten – müssen aus regulatorischen Gründen im Inland bleiben.
Deutsche Köpfe erfinden, US-Giganten kassieren
Selbst vermeintliche deutsche KI-Erfolge entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als amerikanische. Flux, das oft gefeierte KI-Unternehmen aus Freiburg? Hat einen großen US-Standort und sammelte zuletzt 300 Millionen Dollar ein – Großinvestor Salesforce. Cognigy, ein weiteres deutsches KI-Startup? Für fast eine Milliarde Dollar in die USA verkauft.
Das Muster ist eindeutig: Deutsche Forscher und Gründer entwickeln innovative Lösungen, und US-Konzerne kaufen sie auf. Für amerikanische Tech-Riesen sind deutsche Startups Goldnuggets – hochqualitativ und vergleichsweise günstig. Böminghaus warnt sogar, dass selbst SAP als letztes großes europäisches Softwareunternehmen langfristig in die USA abwandern könnte.
Würde ich heute noch in Deutschland gründen?
Böminghaus' Antwort ist eindeutig: Nein. Allein die Wegzugsbesteuerung, die Unternehmer faktisch in Deutschland gefangen hält, wäre für ihn ein Ausschlusskriterium. Seine Empfehlung für Gründer: Schweiz oder direkt die USA.
Die Begründung ist pragmatisch: Wer eine vielversprechende KI-Idee hat, sollte ein Umfeld wählen, in dem sie blühen und entstehen kann – nicht ein Umfeld, das er als problematisch und toxisch bezeichnet. In Amerika ist mehr Kapital verfügbar, der Markt ist größer, und die regulatorischen Hürden sind niedriger.
KI in der Praxis: Von 2 Jahren Entwicklungszeit auf 6 Monate
Böminghaus setzt KI bereits intensiv in seinem eigenen Unternehmen ein – und die Ergebnisse sind beeindruckend. Eine Abteilung, die früher aus zehn Leuten bestand, kann er jetzt halbieren – bei deutlich besseren Ergebnissen. Softwareversionen, die früher zwei Jahre Entwicklungszeit brauchten, werden jetzt in sechs Monaten fertig.
Konkrete Beispiele aus seinem Alltag:
• Frontend- und Backend-Tests, die früher 30% der Zeit fraßen, laufen jetzt nebenbei
• Statt 8 Tests pro Tag schreibt das Team jetzt 40-45 Tests mit KI-Unterstützung
• Salesforce-Customizing, das früher externe Experten erforderte, erledigt die KI via Screenshot
• Mitarbeiter eskalieren Fragen nicht mehr nach oben, sondern klären sie selbst mit der KI
Auch beim Recruiting zeigt sich die Veränderung: 85% mehr arbeitslose Programmierer seit 2019 in Österreich, Einstiegsjobs gehen um 45% zurück. Selbst indische Softwareentwickler liefern mit KI-Tools wie Cursor AI plötzlich Spitzenqualität – und sind dabei günstig.
Politik: Kopf im Sand statt Lösungen
Die Weltbank hat bereits zweimal vor großen Verwerfungen auf den Arbeitsmärkten durch KI gewarnt. In Deutschland? Wird über die Rente diskutiert. Während die Industrie brennt, fehlt jegliche strategische Planung für die KI-Transformation.
Böminghaus' Beobachtung: Man steckt den Kopf in den Sand, bis gar nichts mehr geht. Erst wenn fünf oder sechs Millionen Menschen arbeitslos sind, wird hektisch reagiert – mit kleinen Maßnahmen, die den Druck aus dem Kessel nehmen sollen, aber keine echten Lösungen bieten.
Was fehlt, sind Vordenker mit Fünf- oder Zehnjahrresplänen. Statt zu agieren, wird nur reagiert. Für Klimastudien gibt es Ressourcen in Hülle und Fülle – für KI-Folgenabschätzungen gar nichts.
Die positive Seite: Warum KI und Roboter ein Segen sein können
Trotz aller Kritik an der deutschen Situation ist Böminghaus von der Technologie selbst begeistert. Roboter könnten die Welt wieder sauber machen – die Plastikberge an Stränden in Mexiko oder Jamaika aufräumen, Gärten perfekt pflegen, Routineaufgaben übernehmen.
Noch wichtiger für Unternehmer: KI als virtueller Sparringspartner. Böminghaus nutzt KI täglich vier bis fünf Stunden – für strategische Entscheidungen, Vertriebspriorisierungen, rechtliche Fragen. Früher musste er Mentoren anrufen, Berater bezahlen, auf Termine warten. Heute klärt er alles sofort.
Sein Fazit: Es gibt eine Zeit vor KI und eine Zeit nach KI. Und die Zeit nach KI bedeutet, wir sind um ein Vielfaches schneller. Die Software sieht besser aus, der Vertrieb ist besser, das Google-Ranking ist besser – alles dank KI.
Was Unternehmer jetzt konkret tun müssen
Böminghaus' zentrale Botschaft: Handeln statt abwarten. Sich auf die Politik zu verlassen, ist die schlechteste Strategie. Jeder muss seine eigene Situation realistisch einschätzen – und dann ins Handeln kommen.
Für Angestellte: Wer in einem Bereich arbeitet, der von KI betroffen ist – Grafik, Text, einfache Programmierung – muss sich die Frage stellen: Wie lange ist meine Tätigkeit noch relevant? Die Antwort sollte nicht Resignation sein, sondern Umschulung. KI-Assistenten betreuen, Prozesse automatisieren, neue Felder erschließen.
Für Unternehmer: Wer KI ignoriert, hat eine Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren – wenn es gut läuft. Die Frage ist nicht ob, sondern wie schnell der Wettbewerber in Frankreich, Indien oder den USA KI implementiert. Dann folgen plötzlich Preise, die ohne KI nicht mehr darstellbar sind.
Böminghaus selbst geht Abteilung für Abteilung durch und prüft: Wo kann KI eingesetzt werden? Das Ergebnis: Das Unternehmen wächst, braucht aber kein neues Personal. Die Einsparungen und Effizienzgewinne finanzieren die Zukunft.
Konkrete erste Schritte
• Realistische Analyse: Wo steht mein Unternehmen? Welche Prozesse sind anfällig für KI-Disruption?
• Kleine Tests starten: KI-Tools wie ChatGPT, Claude oder Cursor AI für konkrete Aufgaben einsetzen
• Mitarbeiter befähigen: Wenn alle im Team KI nutzen, sinkt der Eskalationsdruck nach oben
• Automatisierung priorisieren: Repetitive Aufgaben identifizieren und systematisch durch KI ersetzen
• Kostenstruktur überdenken: Kann ich mein Produkt billiger machen? Kann ich verlagern oder hochautomatisieren?
Fazit: Hoffnung stirbt jeden Tag ein bisschen mehr
Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung: Eine strukturelle Wirtschaftskrise, die bereits in vollem Gange ist, und eine KI-Revolution, die gerade erst beginnt. Die Kombination könnte verheerend sein – oder zur Chance werden.
Böminghaus hofft, dass Berlin aufwacht. Dass die Erkenntnis reift, bevor es zu spät ist. Dass irgendwann die Lichter in den Ministerbüros Tag und Nacht brennen, um die deutsche Wirtschaft zu retten. Noch ist die letzte Hoffnung nicht gestorben, sagt er. Aber sie stirbt leider jeden Tag ein bisschen mehr.
Für den einzelnen Unternehmer, den einzelnen Angestellten bleibt eine unbequeme Wahrheit: Warten auf die Politik ist keine Option. Wer übermorgen noch relevant sein will, muss heute handeln. KI ist nicht mehr die Zukunft – KI ist die Gegenwart. Und wer das ignoriert, wird vom Wettbewerb überrollt.
Das gesamte Gespräch zwischen Leonard Schmedding und Emanuel Böminghaus ist auf YouTube online.






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